Das verlorene Reich

Denkst du wirklich wir gehen richtig?, sagte Myst und schaute Reynna bedrückt an. Die Freundin Neros nickte etwas zaghaft. Sie alle sassen an einem kleinen sicheren Ort zusammen. Was besseres haben wir doch eh nicht oder? Reynna legte ihren Kopf auf die Schulter Neros und schloss die Augen. Sie waren weit gekommen doch selbst Seelen brauchten ein wenig Erholung. Jedenfalls fühlte es sich so an. Auch die Anderen lehnten sich zurück um sich ein wenig auszuruhen.

Äste knackten etwas als jemand auf den verdorrten Baum kletterte. Der noch halbwegs starke letzte Ast hielt das Gewicht der Person gerade noch. Der schwarze Umhang wehte etwas in dem Wind, während der Fremde sich umsah. Der Himmel war dunkler als sonst. Es schien so eine Art Nacht eingebrochen zu sein. Sterne konnte man keine sehen, nur die dunklen Wolken. Ab und an zuckten Blitze über den unwirklichen Himmel. Weit entfernt auf der Ebene konnte man die Seelenjäger reiten sehen. Ihr Ziel war nicht dieses Stück Land. Sie entfernten sich mit schneller Geschwindigkeit. Die Person auf dem Ast sah ihnen noch etwas hinterher, dann sprang sie mit Leichtigkeit von dem Baum. Langsam bewegte sie sich durch das Dickicht.

Wahn öffnete die Augen als er ein leises Knacken hörte. Sein scharfes Gespühr schien noch einwandfrei zu funktionieren wenn seine Magie auch stark nachgelassen hatte. Der schwarzhaarige richtete sich auf und sah kurz zu den anderen. Sie schienen zu schlafen. Wenn Seelen dies denn konnten. Kurzerhand lief er einfach los in die Richtung aus welcher er das Geräusch gehört hatte. Nachdem er ein Stück gegangen war entdeckte er auch jemanden. Wahn legte seine Hand an den Griff des einen Schwertes.

Die Person blieb stehen und wand seinen Kopf in Richtung des Mannes. Während sie selbst die Kapuze nur tief ins Gesicht gezogen hatte trug dieser eine Maske. Der Kopf des Vermummten neigte sich etwas zur Seite als er zu der Hand des Mannes sah. Etwas merkwürdiges ragte aus dem Ärmel. Es sah metallisch aus und umschloss die Klinge. Das eine Schwert leuchtete nach wie vor grünlich auf. Nun war es auch die fremde Person, welche ihre Hand unter den Umhang führte. Langsam zog sie diese wieder hervor. In ihrer Hand lag nun ebenfalls eine Klinge. Es war ein einfaches Schwert. Noch kurz schien die Person zu warten, doch dann griff sie einfach an, indem sie auf den Mann mit der Maske zustürmte.

Wahn zog nun seine Waffe. Zwar hatet er nicht vorgehabt sofort anzugreifen doch sein Gegenüber lies ihn keine andere Wahl. Dei beiden Schwerter prallten aufeinander. Funken sprühten. Wahn lenkte den Gegnerischen schlag zur Seite und setzte dann nach. In den Moment in dem sein Gegner ausweichen musste zog er auch die zweite Klinge.

Die vermummte Person blieb kurz stehen. Es wirkte als überlegte sie kurz, dann aber griff sie erneut an. Als sein Gegner den Schlag konterte und mit der zweiten Klinge nun zuschlug ließ die Person ab und bewegte sich ein paar Meter nach hinten. Der Griff um das eigene Schwert wurde fester bevor die Person wieder auf Wahn zustürmte. Kurz bevor dieser den Schlag blocken konnte drehte sich der Fremde etwas um seitlich an dem Schwarzhaarigen vorbeizukommen. Dann schlug er mit der Klinge zu. Ziel war der Rücken des jungen Mannes.

Wahn riss die Linke Waffe seitlich hinter den Rücken um den Schlag zu parieren. Mit schwung drehte er sich schließlich und verpasste dem Angreifer einen Hieb mit der breitseite des anderen Schwertes. Dann ging er etwas auf Abstand und maß die Person nachdenklich. Er war sich nun sicher. Sein Widersacher war eine Frau. Die Bewegungen und der Kampfstil lies ihn darauf schließen. Wahn drehte das rechte Schwert einmal in der Hand herum so das es eine vertikale kreisende Bewegung machte. Du bist gut sagte er. Aber nicht gut genug.

Wenn du meinst, sagte die Frau und griff mit der freien Hand unter ihren Umhang. Als sie ihre linke Hand vorzog lag ein kleiner Dolch in dieser. Ich werde mich von dir nicht erledigen und dahin bringen lassen.

Wahn änderte seine Position. Er wunderte sich nun doch was sie meinte. Sie wohin bringen. Dann fiel es ihm aber ein. Immerhin trug er das Schwert eines Seelenjägers. Ich bin keiner von denen. Wie auch immer. Wenn du mich weiterhin attakierst erteil ich dir eine Lektion.

Das erste was man hier lernen muss ist niemandem zu vertrauen, sagte die junge Frau und verlagerte ihr Gewicht etwas. Du schleichst hier in der Gegend rum mit so einer Bewaffnung und erwartest von mir dir zu glauben? Für wie naiv hältst du mich? Du willst mir eine Lektion erteilen? Nur zu. Freiwillig komm ich nicht mit.

Als die Fremde erneut auf Wahn zustürmte wich dieser geschickt aus. Dabei nutzte er ihren eigenen Schwung des Angriff lenkte den Dolch ab und beförderte die Angreiferin der länge nach auf dem Boden. Dann drehte er sich herum und hielt ihr das Schwert an die Kehle bevor sie sich wieder aufrappeln konnte. Genug davon nun.

Die Frau gab ein Schnauben von sich. Es gibt nicht viele die mich so schnell zu Boden bekommen, meinte sie und senkte den Kopf.  Du bist genau genommen der Zweite der dies so schnell hinbekommt. Na los. Bring es zu Ende. Ich sagte doch mitkommen werde ich nicht freiwillig.

Wahn maß sie eine Weile nachdenklich dann aber senkte er sein Schwert. Wie ich schon sagte ich bin keiner von denen. Kein Seelenjäger. Sollte man den jenigen kennen der dich so schnell umgehauen hat? fragte er nun.

Ich weiß nicht ob du ihn kennst, doch bekannt ist er schon, sagte die Frau und richtete sich auf. Er ist ein wahrer Meister in der Kriegskunst und hat schon so einige Leute dumm aus der Wäsche sehen lassen. Für sein Können habe ich ihn immer sehr bewundert. Die Frau schüttelte den Kopf und sah kurz zu Boden. Das ist lange her. Kein Seelenjäger ja?, meinte sie nach einem Moment schweigen und sah auf. Nun hob sie ihre Hand hoch und zog die Kapuze vom Kopf. Lange rote Haaren fielen über ihre Schultern, während blaue Augen den Mann vor sich musternd ansahen. Was treibt dich dazu hier herumzuschleichen? Und wie kommst du an die Waffe?

Wahn sah die junge Frau einfach nur an. Dann aber musste er unweigerlich lachen. Natürlich verwirrte sie dies sehr. Der Krieger steckte das Schwert nun weg. Verzeih mir. Aber es gibt zufälle die sind einfach schon merkwürdig. Das Schwert habe ich einen dieser Seelenjäger abgenommen. Meine eigene Waffe darf ich hier nicht benutzen da es einige gibt unter den Feinden die mir gerne ans Leder gehen würden. Sagen wir ich habe mir unter ihnen keine Freunde gemacht zu lebzeiten. Er grinste nochmals. Einige dumm aus der Wäsche schaun lassen ja? Das kann durchaus sein. Aber es hat wohl nicht gereicht um nicht auch hier zu landen.

Aus der Verwirrung der jungen Frau wurde plötzlich Entsetzten. Ihre Augen weiteten sich als der Mann dies nun sagte. Nein, brachte sie hervor. Zuerst wäre sie am liebsten im Boden versunken weil sie das gerade alles über Wahn gesagt hatte, auf der Anderen war sie geschockt. Damit das der Wächter der Hüterin vor ihr stand hätte sie nicht gerechnet. Du meinst wohl alle gegen dich aufgehetzt mein Lord, sagte sie dann aber und neigte kurz ihren Kopf nach vorne. Es gibt hier wohl keinen Feind der dir nicht ans Leder gehen möchte. Wie ist das möglich? Du kannst nicht hier sein, du darfst das nicht mein Lord. Die Frau schüttelte nun etwas ihr Haupt.