Der schwarze Engel Teil 2

Wahn gab ein Schnauben von sich welches etwas merkwürdig klang. Kurz fragte er sich warum der Junge hier war. Dann aber drehte er den Kopf leicht wobei ihn alles weh tat. Er sagte nichts weiter. Im Moment war er froh das er einfach nur liegen konnte.

Papa, murmelte Isaac. Der Junge schaute bedrückt und ließ die Schultern sinken. Hey nicht doch, kam es von Lauriel. Die Elfe kniete sich zu dem Kind. Dieser fing jedoch gleich weiter an zu jammern so das sogar Tränen liefen. Sailin schaute betrübt zu dem Kind. Isaac war noch nicht sehr alt. Er würde das alles hier nicht verstehen und vor allem nicht warum Wahn nun so war. Die ehemalige Hüterin richtete sich auf. Die Kette legte sie auf die Kommode neben dem Kopf von Wahn, dann lief sie zu dem Kleinen und Lauriel. Ohne weiter zu warten nahm sie das Kind einfach in den Arm. Schau mal Wahn geht es nicht gut, sagte die junge Frau sanft und strich Isaac über den Kopf. Mach dir keine Sorgen. Er hat einfach nur Schmerzen. Er hat dich lieb. Nur muss er jetzt erst wieder gesund werden. Isaac schniefte. Für ihn kam es im Moment einfach so rüber das Wahn ihn nicht mehr lieb hatte. Auf den Jungen reagiert hatte er nicht und schließlich hatte der Mann ihn auch einfach weggegeben. Lauriel tippte den Kleinen an. Ich weiß etwas womit du deinen Vater sicher helfen würdest, lächelte sie. Du kommst mit mir und Wahn kann sich ausruhen. Je eher er das kann umso eher kannst du ihn wieder in die Arme schließen. Die Elfe nahm Sailin das Kind nun ab und verließ den Raum. Die Grünhaarige richtete sich wieder auf. Ihr Blick fiel erneut auf Wahn.

Immer wieder nahmen Bilder in Wahns Kopf Gestalt an doch sie ergaben keinen Sinn für den jungen Mann. Er wusste nicht wie lange er gelegen hatte doch spürte er eine Präsenz nicht von sich weichen. Sie war hier. Die Junge Frau. Die ganze Zeit über blieb sie in seiner Nähe. Schließlich wandte er den Kopf etwas. Warum bist du noch hier? Ich dachte ich soll aus deinen Leben verschwinden.   Die Stimme des Mannes klang etwas kratzig.

Sailin sah auf. Die ganze Zeit hielt sie die Kette in ihrer Hand und hatte auf diese gestarrt. Ich...ich..., brachte die junge Frau nach einem längeren Moment hervor. Sailin atmete tief ein. Ich weiß nicht, gestand sie dann aber und schaute wieder zu der Kette. Im Moment weiß ich einfach nichts mehr, bis auf eines. Ich wollte dich nicht verlieren.

Du sagtest doch du hast mich schon verloren entgegnete Wahn. Ich bin ohnehin nicht mehr der den du kanntest. Ein etwas verzogenes und sarkastisches Lachen drang nun von ihm. Ich weiß nicht einmal mehr selbst wer und was ich bin.

Sailin blickte wieder zu Wahn. Die junge Frau wusste einfach nicht was sie sagen sollte.  Stattdessen stand sie nun auf und lief zu dem Fenster. Ihr Blick fiel erneut auf die Kette, bevor sie nach draußen sah. Vielleicht hatte ich nun doch plötzlich die Hoffnung das mein Wahn doch noch irgendwo da drinnen ist. Das nicht alles verloren war. Uns hat einmal viel verbunden. Ein gemeinsamer Freund gab mir den Rat nicht etwas zu tun was ich später bereuen würde.

Wahn machte eine abwesende Handbewegung welche er aber gleich bereute da ihm alles dabei weh tat. Du hast mich einfach liegen gelassen und jetzt plötzlich bereust du es? Gibt es für mich denn keine Frieden. Muss ich ewig vor mich hin existieren und leiden? Egal wie es um meinen Körper steht. Was auch immer damals geschehen ist ich wünschte es wäre geendet mit diesem Tod.

Sailin stützte sich mit beiden Händen an dem Fensterbrett ab. Ja ich bereue es wenn es das ist was du hören willst. Ich weiß nicht ob ich dir jemals verzeihen kann, doch was ich da getan habe das...das... Sailin schüttelte den Kopf. Das war nicht ich. Da habe ich mich verhalten wie jemand der ich nie sein wollte. Sailin senkte den Kopf. Ich weiß nicht wieso. Wahrscheinlich liegt es an deinem Fluch der Unsterblichkeit das du wiedergeboren wurdest. Wie sehr habe ich mir jeden Tag aufs neue gewünscht das du endlich deinen Frieden hast. Doch nicht im Tod sondern in Frieden an unserer Seite.

Wunschdenken, absolutes Wunschdenken knurrte Wahn fast schon dann aber kam ein schmerzverzerrter Laut von ihm. Lasst mich doch einfach alle in Ruhe. Er drehte den Kopf wieder zur Seite.

Sailin nahm die Hände wieder vom Fensterbrett und drehte sich ein wenig. Ihr Blick war auf Wahn gerichtet. Sie konnte einfach nicht verhindern das ihr Tränen in die Augen stiegen. Was tat sie hier eigentlich? Selbst wenn er wieder gesund werden würde, es wäre wohl alles weiterhin sinnlos. Ihr Wahn war weg. Die junge Frau sank zu Boden und blieb einfach vor dem Fenster sitzen. Immer wieder wischte sie die Tränen schweigend weg, während sie einfach bei ihm blieb.

Ein paar Tage zogen durch das Land. Die ganze Zeit über wechselte Wahn kein Wort mehr mit den anderen. Meistens versuchte er Schlaf zu finden, doch die Träume suchten ihn dann immer wieder heim. Sie schienen immer schlimmer zu werden. Oft hatte er das Gefühl Personen aus seiner Erinnerung griffen nach ihm und stünden nun direkt neben seinen Bett. Diese Nacht plagten ihn wieder einmal die Träume und die Erinnerungen. Wahn konnte sie kaum mehr von der Realität unterscheiden. Er murmelte etwas vor sich hin. Plötzlich schlug er aus und ein knurren drang aus seiner Kehle. Scheppernd viel ein Tablett herunter welches auf einer kleine Kommode stand. Auch das Glas auf diesen Schlug nun am Boden auf und zersprang in mehrere Scherben. Wahn riss die Hände an den Kopf wobei er sich auch selbst damit weh tat. Alleine schon durch die Ruckartige Bewegung. Dann brüllte er einfach auf. Teils panisch, teils wütend.

Nicht Wahn, kam es erschrocken von Sailin. Die junge Frau trat neben das Bett und fasste den Verletzten vorsichtig an die Hand. Kaum tat sie das jedoch brüllte er erneut auf und riss den linken Arm zur Seite. Sailin stolperte nach hinten.
Was ist los?, kam es einen Augenblick später von der Tür als Lauriel eintrat. Sailin schüttelte den Kopf. Ich weiß es nicht. Die Elfe trat neben Wahn. Vorsicht, kam es nur von Sailin da hatte Lauriel den jungen Mann jedoch schon die Hände auf seine gelegt. Eine grünliche Magie umgab diese nun. Sailin wusste nicht recht was die Elfe da tat, doch es schien beruhigend auf den jungen Mann zu wirken.
Lauriel stand einfach nur da, neben Wahn. Wie schon vor so langer Zeit schaute sie in ihn hinein. Unendliches Chaos stürzte auf sie ein. Vergangene Erinnerungen wirbelten wild durcheinander, gemischt mit den Jetzigen. Lauriel hörte ihn aufschreien. Bilder drangen in ihren Kopf. Ein Kind wie es gefoltert wurde. Wie es heranwuchs und mit finsteren Absichten geformt wurde. Der Schrei einer jungen Frau drang in ihre Ohren. Schlimme Taten, doch plötzlich kam Mitleid dazu. Lauriel ließ von Wahn ab und stolperte nach hinten. Ist alles in Ordnung?, fragte Sailin gleich besorgt. Lauriel nickte. Die Magie dürfte etwas helfen. Verzeih aber ich muss mich ausruhen. Die Elfe verließ etwas zitternd das Gebäude.
Am nächsten Morgen stand die Mutter Trins zusammen mit Varresh und Sailin in dem Raum. Ihr Blick war besorgt auf Wahn gerichtet. Es ist wie ihr sagtet. Die Erinnerungen plagen ihn. Es sind zu viele auf einmal in seinem Kopf. Können wir den nichts tun?, fragte die Grünhaarige vorsichtig. Die Elfe zuckte mit den Schultern. Wahn muss diese Erinnerungen verarbeiten. Das kann dauern. Am besten wir warten erst einmal ab ob es sich legt.

Ich frage mich ob wir da einfach abwarten können. Es wird immer schlimmer mit ihm wenn ich das richtig verstanden habe. Besorgt blickte Varresh auf den jungen Mann. Er verliert sich noch komplett darinnen. Isaac sagte auch bereits so etwas. Sein Vater wäre Krank und wollte ihn deshalb in Sicherheit bringen.

Lauriel seufzte. Es ist nicht so das ich nicht helfen möchte. Doch wenn ich das tu dann brauche ich Kraft dazu. Und das was ich gestern tat hat mir einen Teil dieser geraubt. Lasst mich neue sammeln. Wenn sich sein Zustand nicht bald ändert werde ich euch sagen was wir vielleicht machen können. Die Elfe sah Varresh an. Versucht in der Zwischenzeit zu verhindern das er sich selbst zu viele Schmerzen zufügt.

Es dauerte nicht lange und Wahn wälzte sich erneut im Bett. Einige Elfen waren im Raum die mit auf den Mann aufpassen mussten. Dann geschah es wieder. Wahn begehrte erneut auf. Er schlug Wild um sich und hätte fast dabei eine Elfin getroffen die Gerade neben dem Bett stand. Schließlich kamen sie nicht mehr drumherum den Dämon am Bett zu fixieren. Wieder verabreichte man ihm Kräuter um ihn etwas ruhiger zu stellen. Jedoch zitterte Wahn am ganzen Körper.