Der schwarze Engel

Immer wieder streifte Wahn durch die Dörfer in der nähe des Walls. Die meiste Zeit trieb er sich auf den Friedhöfen herum und verbreitete unter den Dörflern Angst. Hin und wieder verschwanden sogar einzelne Personen. tauchten entweder später völlig verstört wieder auf oder aber wurden Tot in der Nähe des Dorfes gefunden. Die Kunde über den geheimnisvollen Fremden Mörder verbreitete sich wie ein Lauffeuer. Die Verletzungen der Toten wiesen Spuren von Krallen und Fängen auf. Schnell war klar das der Mörder kein Mensch war.

Nach einen halben Monat befand sich Wahn wieder einmal in Gotaria. Er war erst am Morgen hier eingetroffen und hatte sich sofort in das Haus begeben. Nun befand er sich in einen abgedunkelten Raum. Gerade lag er in einer Wanne und genoss einfach den Moment. Bis auf eine kurze Hose trug er nichts mehr. Gerade als er sich mehr ins Wasser sinken lies, verkrampfte er sich plötzlich. Sein Körper sendete einen quälenden Schmerz aus. So recht verstand er nicht was nun vor sich ging. Es knackte und Blut begann ihm aus der Nase zu laufen. Wahn kletterte aus der Wanne und wankte etwas in die Mitte des Raumes. Dann riss er den Kopf nach oben und gab ein wehleidiges aber auch wütendes Gebrüll von sich. Die Fänge traten hervor und aus seinen Rücken glitten die schwarzen Schwingen. Federn flogen durch den Raum und vielen zu Boden. Wahn blieb nun einfach im Zimmer stehen. Das wenige Licht welches der Mond durch ein Fenster scheinen lies umfing ihn.

Es dauerte nicht lang und die Tür zu dem Raum öffnete sich. Astraia trat ein und schaute den jungen Mann mit schief gelegtem Kopf an. Was hat dich denn geritten?, fragte sie kurz, dann aber fiel ihr in dem wenigen Licht das Blut auf welches dem Schwarzhaarigen aus der Nase und auch den Augen lief. Ach herrjemine, kam es nun von der Frau. Das kam nun doch unerwartet, murmelte sie als ihr auch auffiel das der junge Mann noch etwas mehr gewachsen war. Ist alles in Ordnung? Geht es denn?, fragte Astraia dann aber und trat vor Wahn.

Wahn drehte sich nun herum. Der Körper des Dämons war gewachsen. Nun stand vor Astraia ein junger Mann. Ich glaube nun bist du mir eine Erklärung schuldig sprach er nun.

Ich glaube eher das du nun bereit für dieses Thema bist, meinte Astraia nur. Die Frau nickte. Nun gut, ich werde es dir so gut ich kann erklären, doch vorher solltest du dich erneut sauber machen. Komm in mein Zimmer wenn du soweit bist. Astraia drehte sich um und verließ den abgedunkelten Raum.

Wahn gab ein Schnauben von sich. Dann aber lief er zu der Wanne und schöpfte sich Wasser in das Gesicht. Es klopfte an der Tür und kurz darauf trat ein Mann ein. Er brachte Wahn ein paar Kleidungsstücke und ging auch sofort wieder. Der schwarzhaarige zog sich an und verließ dann den Raum. Wenig später trat er bei Astraia ein. Er verschränkte die Arme vor der Brust. Jetzt bin ich gespannt kam es von ihm.

Astraia blickte den jungen Mann an. Nach einem Moment setzte sie sich auf den Stuhl, welcher direkt neben einem Tisch stand. Wie ich dir schon einmal sagte wird es etwas kompliziert. Das du nicht normal bist brauchen wir nicht zu erläutern, das hast du ja schon längst mitbekommen. Im Gegensatz zu Anderen wächst du unglaublich schnell. Ausserdem bist du ein Dämon und mit sehr kräftigen Maien ausgestattet. Was ich dir jetzt erzähle dürfte vielleicht etwas schwer zu glauben sein, doch versuch einfach zuzuhören. Astraia schaute den jungen Mann weiterhin an. Es ist einfach so das du schon einmal gelebt hast. Man hat dich ziemlich grausam aus deinem Leben gerissen. Niemand weiß warum genau doch du warst urplötzlich wieder ein Kind. Ein Baby um genau zu sein. Als Wahn eine Augenbraue anhob zuckte Astraia mit den Schultern. Lass mich einfach erklären. Du hast bevor dies geschah mit Menschen zusammengelebt. Du hast ihnen vertraut und sie Freunde genannt. Als es zu einem großen Übel kam wolltest du eine Katastrophe verhindern. Um die zu retten, welchen du vertrautest, hast du dich auf eine Reise begeben und dir einen Fluch eingefangen. Deine Lichtempfindlichkeit rührt daher. Du hast dich geopfert um die Menschen zu retten. In dem Glauben du würdest richtig handeln hast du dies getan. Doch die Menschen waren keineswegs dankbar. Du hast für sie ein großes Opfer gebracht, doch anstatt dir nun zu helfen so wie du es bei ihnen getan hattest fürchteten die Menschen dich für das was du warst. Schon da warst du ein Dämon, kein Mensch und in ihren Augen ein Monster. Sie wollten die Gefahr loswerden welch sie in dir sahen und so rammten sie dir einen Lichtdurchdrungenen Speer durchs Herz. Die Hüterin und auch Sailin wirkten diese Magie auf die Waffe, während einer deiner sogenannten Freunde dich durchbohrte. Sie glaubten es würde dich umbringen, doch irgendwie tat es das nur kurz. Du wurdest in dem Körper eines Babys wiedergeboren. Ein Kind das sehr schnell wuchs. Sailin nahm sich deiner an und versteckte dich vor allen. Sie sperrte dich ein und hielt dich zurück.

Was du sagst klingt mehr als ungewöhnlich meinte Wahn. Er schien über die Worte nachzudenken. Sailin wollte mir doch nicht schlechtes. Zumindest glaube ich das oder soll es wohl glauben. Sagen wir einfach ich weiß nicht was ich davon halten soll. Es würde aber doch einiges erklären. Er gab ein abfälliges Schnauben von sich. Ich verabscheue diese Menschen die meiner Art nur schaden zufügen weil sie Angst haben oder wir einfach anders sind. Mir kommt es so vor als trage ich diese Abscheu schon von Geburt an in mir. Gewisse Dinge konnte ich einfach schnell begreifen und umsetzen als hätte ich dies schon einmal getan. Da sind Dinge in meinen Kopf die ich nicht begreife. Zusammenhanglose Bilder ohne Bedeutungen. Je mehr ich darüber nachdenke ist das was du mir erzählst die einzig logische Erklärung für all das.

Ich hoffe du verstehst warum ich dir dies nicht schon früher erzählt habe, sagte Astraia und richtete sich nun auf. Die Frau trat zu Wahn und legte ihm eine Hand auf die Wange. Für ein Kind wäre das Ganze noch unglaubwürdiger gewesen. Nun aber bist du soweit um es zu verstehen. Diese Abscheu ist berechtigt. Erinnere dich doch nur daran was diese Kerle dir als Kind angetan haben. Und so war es schon immer. Dein Leben war teilweise voller Leid für das was du bist. Die Menschen sind einfach furchtbar. Und da sagen sie wir sind die Monster. Die Schwarzhaarige nahm ihre Hand wieder weg und sah Wahn von oben bis unten an. Das war wohl der letzte Schub und er schien schmerzhaft gewesen zu sein. Du bist nun wieder in dem Körper indem du sein solltest.

Wenn das so ist brauche ich mir darüber ja keine Gedanken mehr zu machen sprach Wahn und rieb sich kurz über die Nase. Sie blutete wieder ein wenig. Es wird wohl Zeit das ich mich für das was diese Menschen taten revanchiere. Zeit das sie leiden nicht nur unsere Art.Ich schätze Mal du wirst mich hier nicht unbedingt brauchen also breche ich Morgen auf. Vorausgesetzt mein Körper hat sich bis dahin erholt. Mit diesen Worten wandte er sich ab.

Warte mal noch, sagte Astraia. Die Frau trat zu ihm und legte den Kopf schief. Sicher hab ich nichts dagegen wenn du gehst, da wäre nur noch eine Sache. Die Frau legte einen Finger auf das linke Schulterblatt. Ich weiß nicht ob dir das schon einmal aufgefallen ist aber du hast dort ein Mal. Das Schattenmal. Es kennzeichnet dich als Eigentum des Herren der Dunkelheit. Du bist dadurch an ihn gebunden. Und dein Fluch geht ebenfalls von diesem Mal aus.

Wahn nickte. Gut zu wissen. Dann finde ich einen Weg diesen Fluch zu brechen. So etwas wird mich nicht ewig binden. Er ballte die Hände zu Fäusten. Bis dann sprach er noch und Verlies den Saal.

Hey Sailin, lächelte Leiana als die Grünhaarige mit ihrer Tochter in den Tempel kam. Schlagartig jedoch erlosch das Lächeln als die Dragonikerin die junge Frau vom Nahem sah. Sailin sah ganz und gar nicht gut aus. Man konnte sehen das sie vor kurzem wieder geweint hatte. Sie hatte ihre Arme vor der Brust verschränkt und blickte eigentlich mehr zu Boden. Was ist denn los?, fragte Selina etwas besorgt. Ihr sollte es ihr ausreden, kam es nun von Ariya. Mutter will schon wieder auf die Suche gehen. Ich mein ich wünsch mir auch nichts sehnlicher als Vater wieder zu haben, aber Mutter ist dazu doch gar nicht in der Lage. Sie will einfach nicht auf mich hören. Ariya blickte bedrückt zu Sailin. Nun atmete Leiana tief durch. Mensch Sailin, begann sie wurde aber gleich von dieser unterbrochen. Ihr braucht es gar nicht erst versuchen. Ich werde ihn suchen gehen. Das muss ich einfach. Ich hab es gefühlt. Ihm ging es nicht gut. Es war nur kurz und doch... Sailin schüttelte den Kopf. Ich werde nicht aufgeben und ihn weiter suchen. Mit diesen Worte drehte sich die ehemalige Hüterin einfach um. Sie ist so verdammt stur wie Wahn, meinte Leiana nun in Flamirs Richtung. Wir werden sie nicht davon abhalten können, aber vielleicht wäre es gut wenn sie jemand begleitet. Findest du nicht?

Verzeihung wenn ich störe kam es vom Eingang des Saales. Es war Jack. Der Mann mit den langen schwarzen Haaren trat nun näher. Die Dörfer in der nähe der Grenze haben mit Problemen zu kämpfen und scheinbar nun auch Dörfer mittig in Sanctaria. Jemand versetzt sie dort in Angst und schrecken. Es wurden mehrere Tote gefunden. Genaueres weiß man nicht aber es handelt sich bei dem Mörder jedoch nicht um einen Mensch. Flamir maß Jack nachdenklich. Er wirkte aber auch besorgt. Also stecken wohl nicht die selben dahinter wie hier in Sanctaris.

Das klingt ziemlich beunruhigend, meinte Leiana. Die Dragonikerin stieß einen tiefen Seufzer aus. Wenn es wirklich kein Mensch ist und er weiter macht, dann fürchte ich könnten die Übergriffe auf die Andersartigen zunehmen. Selina blickte von Jack zu Flamir und Leiana. Was wenn es einer ist der sich dafür rächen will was hier geschieht? Die Dragonikerin nickte. Das alles könnte ausarten. Wer weiß wohin das noch führt und wir haben wirklich größere Probleme. Ich versteh nicht das die Leute das nicht sehen. Ich könnte doch hingehen und sehen ob ich etwas machen kann, reagierte nun Ariya. Selina schüttelte daraufhin den Kopf. Ich weiß nicht recht. Du hast keinen Wächter und eigentlich wirst du hier gebraucht. Leiana stand nun auf. Ich glaube ich habe da die Idee. Sailin du wolltest doch eh nach Wahn suchen. Warum schaust du nicht mal was dort los ist. Langsam trat die Dragonikerin zu Jack. Würdet du sie denn vielleicht begleiten?, fragte sie und fügte leiser hinzu. Halt doch bitte ein Auge auf sie. Vielleicht lenkt sie diese Aufgabe ja mal ab.

Jack sah kurz zu Sailin und dann wieder zum Bund. Ich frage mich nur ob es in ihren Zustand gut ist nach einen Mörder zu suchen aber wie ihr Wünscht. Dann begleite ich sie halt. Dann kann ich aber nur Hoffen das die Gefahr in den Dörfern nicht größer ist als die hier in der Stadt. Jack bedeutet Sailin ihm zu folgen und verließ mit ihr den Saal.