Der schwarze Engel

Viel Wahl hast du nicht, kam es von der Schlange. Du kannst hier bleiben und weiterhin wie ein Gefangener leben. Oder aber du fängst an zu leben und entdeckst das was es noch alles gibt. Ausser diese Stadt hier. Die Schlange hob ihren Kopf. Du bist nicht wie sie. Du bist ein Dämon. Da draussen gibt es Leute wie dich. Welche die dich verstehen werden und nicht einsperren. Du solltest wissen das diese Stadt eine Stadt des Lichts ist. Dämonen vertragen es nicht auf Dauer hier zu sein. Irgendwann werden deine Beschwerden sicher zunehmen. Die Schlange wand sich wieder am Bein des Jungen hinab und schlängelte über den Boden in Richtung Türschlitz. Willst du immer mit der Angst leben das diese Scheusale wiederkommen? Hast du nicht das Bedürfnis zu tun was du möchtest? Das kleine Wesen verschwand unter der Tür.

Als es Nacht wurde, schlich sich der Junge leise aus dem Haus. Er hatte sich einen Rucksack mitgenommen. In diesen hatte der Junge Schnell etwas Proviant gepackt. Fenrir begleitete ihn während Arax vorflog. Ohne eindeckt zu werden lies Wahn die Wachen hinter sich. Arax lenkte die beiden Männer am Haupttor ab, so das Wahn einfach schnell an ihnen vorbei kam und die Stadt somit verlassen konnte. Der junge lief eine ganze Weile bis er den Wald erreichte. Dort lies er sich nieder. Die Sonne würde bald aufgehen und er brauchte Schatten.

Nach einem längeren Moment tauchte zwischen den Bäumen eine Person auf. Ein langes dunkles Kleid umschmeichelte dem schlanken Körper der Frau. Ihre sehr langen schwarzen Haare wiesen einen lila Schimmer auf und fielen ihr über den Rücken. Die Frau blieb vor dem Kind stehen und schaute auf es hinab. Du hast dich also entschieden?

Wahn sah die Frau an. Er kannte die Stimme. Es war die Stimme der Schlange. Schließlich zuckte er mit den Schultern. Nicht wirklich meinte Wahn. Aber ich weiß nicht wo ich bleiben soll. In der Stadt geht es mir nicht gut und ich will nicht immer ein Gefangener sein.

Die Frau ging nun vor dem Jungen in die Hocke. Einen Moment blickte sie ihn einfach nur an. Ich verstehe dich. Du fühlst dich hilflos und nirgendwo hingehörig. Wenn du nicht weißt wo du unterkommen sollst kann ich dir helfen. Keine Angst. Ich bin wie du und ich verstehe wie du dich fühlst. Deine Freunde und du dürft mich begleiten. Dort wo wir hingehen kannst du dich frei bewegen. Ob am Tag oder in der Nacht. Es gibt keine Gefangenschaft und vor allem keine Leute die dir erneut Schmerzen zufügen wollen. Du kannst endlich anfangen zu leben.

Wahn blickte die Frau an. Sailin sagte immer ich soll nicht mit fremden mitgehen. Aber ich kann für mich selbst entscheiden. ich bin nicht wie andere. Flamir hat recht. Ich bin frühreif. Also entscheide ich mich dafür das ich mitkomme. Vielleicht finde ich dort ein besseres Leben.

Wenn dies dein Wille ist Wahn, richtete sich die Frau auf und lächelte etwas. Sie deutete auf die Bäume hinter welchem nun ein Pferd auftauchte. Zusammen mit dem Jungen lief sie zu diesem. Gleich nachdem sie dem Kind auf das Tier geholfen hatte stieg auch die Frau auf. Mein Name ist Astraia und keine Sorge, dein Leben wird nun besser verlaufen, kam es noch von ihr als sie dem Pferd die Sporen gab.

Als die Sonne am morgen etwas aufgegangen war öffnete Sailin die Tür zu Wahns Zimmer. Guten morgen, sagte sie freundlich und trat ein. Wahn?, fragte sie als sie das Bett leer vorfand und auch niemand im Zimmer war. Die Augen der Frau weiteten sich und ihr Herz fühlte sich an als hatte es gerade einen Schlag lang gestoppt. Wahn?, kam es etwas panischer von der jungen Frau. Ihr fiel auf das einige Sachen von Wahn wüst durcheinander lagen. Schlagartig wand sich die Grünhaarige um und lief durch das Haus. Immer wieder reif sie den Namen des Jungen. Als sie ihn im Haus nicht fand eilte Sailin raus. Panik kam in ihr auf. Wahn, schrie sie kaum das sie auf die Strasse gekommen war.

Wahn öffnete seine Augen. Er lag auf einen weichen Untergrund. Eine Decke befand sich auf ihm. Diese schob er nun etwas zur Seite und richtete sich im Bett auf. Eine Kerze stand auf einen Tisch welcher sich in den kleinen recht dunklen Zimmer befand. Doch durch die guten Augen konnte Wahn einiges erkennen. Er musste wohl während dem langen Ritt eingenickt sein. Nun fragte er sich allerdings Wo er sich hier befand.

Die Tür öffnete sich als Astraia in das Zimmer trat. In ihren Händen lag ein Tablett mit Essen und Trinken darauf. Dieses stellte die Frau nun auf den kleinen Tisch. Du bist endlich wieder wach, sagte sie und lächelte. Der Schlaf hat dir wohl doch sehr gefehlt so das du nicht einmal mitbekommen hast wie wir angekommen sind. Wenn du dich fragst wo du bist nun wir sind in Gotaria. Einer Stadt in der du niemanden fürchten musst. Du musst hungrig und durstig sein Wahn. Bediene dich und danach kann ich dir die Stadt zeigen wenn du möchtest. Du kannst dich hier frei bewegen so wie es dir beliebt.

Wahn blickte zu dem Essen. Es war etwas gebratenes Fleisch und ein Krug Wasser mit einen Leeren Glas daneben. Gibt es hier kein Sonnenlicht oder diese Lichtmagie? fragte er nun. Und warum hat sie dir nicht geschadet. Du bist als Schlange durch das Fenster gekommen. Da wo das Licht war.

Astraia setzte sich an den Tisch und schlug ein Bein über. Es gibt hier Licht, jedenfalls das Sonnenlicht. Lichtmagie ist hier eher weniger vertreten. Du musst wissen das Lichtmagie unserer Art schadet. Dir, mir aber auch allen anderen Dämonen. Sie ist ein wenig unsere Schwäche. Ich konnte durch das Fenster kommen obwohl es Tag war weil mir das Sonnenlicht nichts ausmacht. Doch du bist besonders und vor allem anders. Dir schadet Lichtmagie aber auch das Licht der Sonne. Deswegen musst du besonders acht geben. Ich dachte das es für dich erst einmal angenehmer ist wenn ich es etwas dunkler für dich mache. Nun zeigte die Frau auf das Fenster. Du kannst es gerne öffnen. Es ist gerade bewölkt und regnet deswegen sollte dir nichts geschehen.

Der Junge lies Astraias Worten Taten folgen und richtete sich ganz auf um an das Fenster zu gehen. Dann öffnete er den Vorhang und das Fenster. Frischer Wind kam ihm entgegen und er atmete erst einmal tief durch. Durch das Fenster hatte er Blick auf einen Garten hinter dem Haus. Ein einzelner Baum stand in diesem. An diesem Hingen ein paar Äpfel. Wahn stützte sich auf das Fensterbrett. Aber warum schadet mir das Sonnenlicht und anderen unserer Art nicht. Das kapier ich nicht.

Astraia richtete sich auf und trat neben den Jungen. Es ist etwas kompliziert und schwer zu verstehen. Ich werde versuchen es dir zu erklären, so wie ich dir auch gerne zeigen werde wie du mit deiner Magie umgehst. Die Frau legte Wahn eine Hand auf die Schulter. Ich kann dir viel zeigen wozu Sailin nicht imstande war. Sie ist ein Mensch und hätte es dir nie zeigen können. Astraia lächelte das Kind an. Wie sieht es aus hast du Lust die Stadt zu erkunden? Das Andere kann noch warten. Wir haben schließlich viel Zeit.

Als Astraia dies sagte nickte Wahn schnell. Gerne meinte er. So kann ich mal etwas anderes sehen als nur die Gassen und das Haus von Sailin. Er stellte sich bereit hin. Kann losgehen.

Astraia nickte. Gemeinsam mit dem Jungen verließ die Frau den Raum. Sie führte ihn durch mehrere Gänge welche an etlichen Räumen vorbeiführten. Immer wieder trafen sie auf Bedienstete und Wachen. Schließlich traten die Beiden aus dem großen Haus. Es war eine Art Festung im hinteren Teil der Stadt. Vor der Haupttür tat sich ein weiterer großer Garten auf. Astraia und Wahn liefen durch diesen und betraten wenig später die Stadt. Breite Strassen taten sich auf. Obwohl es regnete liefen mehrere Leute über diese. Es roch nach geräuchertem Fisch und gebratenem Fleisch. Es herrschte reges Treiben. Der Schmied ging seinem Handwerk nach. Über mehrere Strassenzüge hinweg hörte man das Hämmern. Die Leute sahen auf als Astraia und Wahn vorbeiliefen. Wahn war halt auffallend, doch besonders auffallend war das viele der Leute sich leicht vor Astraia verneigten. Neben Normalaussehenden gab es hier jedoch auch Leute welche dämonische Merkmale offen zur Schau stellten. Hier schien es wirklich keinem etwas auszumachen.