Das verlorene Reich

Wem soll ich hier denn helfen?, sagte die junge Frau und sah auf. Darf ich denn nicht auch einmal Selbstmitleid haben? Muss ich immer stark sein? Ich kann nicht mehr stark sein. Wozu auch? Wir sind tot. Dazu verdammt auf ewig in diesem Reich zu sein. Ich kann nicht mehr. Die junge Frau richtete sich nun auf. Sie zitterte und verschränkte die Arme vor der Brust. Ihre Finger kratzten über die Haut. Für wen soll ich denn noch stark sein? Ich hab es getan. Ich war stark, hab alles verdrängt und hab getan was man von mir wollte. Ich hab alles auf mich genommen, sogar mein Leben gelassen um dir zu helfen. Doch wozu? Wozu hab ich das getan? Du bist hier. Nun bist du auch tot. Sailin schüttelte den Kopf. Bleib weg. Bleib weg von mir bevor ich dich noch mehr in meinen Abgrund ziehe. Die Hüterin lief nun einfach an dem Mann vorbei. Sailin nicht, kam es so leise wie möglich von Lilith. Die Frau war geschockt und erschrocken. Bevor die Rothaarige der Hüterin jedoch nachlaufen konnte ertönte ein Schrei der Hüterin, dann gab es einen dumpfen Ton.

Scheiße, brachte Cedric erschrocken hervor als er die junge Frau am Boden vor sich liegen sah. Er hatte aus Reflex gleich zugeschlagen als jemand aus der Höhle gekommen war. Hatte er doch gedacht das es vielleicht ein Seelenjäger war. Nun lag die Hüterin bewusstlos vor ihm. Kurz sah er zu Nero der neben ihm stand, dann wand der junge Mann seinen Blick wieder zu Sailin. Diese sah furchtbar aus. Woher kamen nur all die Wunden?

Wahn rannte nun aus der Höhle. Die Maske lies er einfach liegen. Draußen angekommen atmete er erst einmal tief durch als er die anderen dort sah. Ach ihr seid es meinte er erleichtert. Dann blickte er wehleidig zu Sailin. Das dürfte sich nun alles als schwerer erweißen als angenommen. Sie ist absolut nicht fähig dazu irgendetwas zu tun.

Wahn, sagte Cedric und schaute den Mann überrascht an. Mensch wir haben dich überall gesucht. Als noch jemand aus der Höhle trat sah der Grünhaarige überrascht. Mit Lilith hätte er nun gar nicht gerechnet. Die Rothaarige neigte kurz ihren Kopf, dann sah sie besorgt zu der Hüterin. Verzeih Lord, ich hab getan was ich konnte,murmelte sie. Entschuldigung Wahn, kam es zusätzlich kleinlaut von Cedric. Der junge Mann kniete sich runter und sah betroffen zu Sailin, bevor er wieder den Schwarzhaarigen anschaute. Ich hab nicht damit gerechnet das ihr da drinnen seid.

Schon gut. Konntest du ja nicht wissen Cedric erwiederte Wahn. Ich frage mich nur wie es nun weiter gehen soll. Hier warten bis uns diese Seelenjäger irgendwann erwischen oder was tun.

Also ich war noch nie so der Typ der gerne auf den Untergang wartet, kam es von Heath. Der junge Mann sah Wahn an. Und soweit ich mich an Solan erinnern kann, er auch nicht. Myst seufzte. Nur was sollen wir machen? Da fehlt es uns irgendwie an Optionen. Lilith trat neben Wahn und hob ihren Arm. In ihrer Hand lag die Maske. Wir sollten erst einmal zusehen das du nicht erkannt wirst Lord.

Wahn nahm die Maske entgegen und setzte sie wieder auf. Ich denke nicht das man dieses Versteck spiel ewigg aufrecht erhalten kann. Ich habe gerade keine Option hier wieder rauszukommen, mit der Zeit wird die Maskerade eh fallen.

Alle sahen Wahn nun etwas verwundert an. Was meinst du damit?, fragte Reynna und legte den Kopf schief. Du hast gerade keine Option? Wäre es denn für dich überhaupt möglich?

Kurz und bündig. Ich habe keine Ahnung wie ich hier wieder wegkommen soll. Aber das ist ja wohl auch kaum möglich murrte Wahn. Und ich kann mich hier ja wohl nicht dauerhaft verstecken.

Bis wir eine Idee haben sollten wir dies aber tun, sagte Cedric. Der junge Mann hob nun einfach die bewusstlose Hüterin auf und sah zu Wahn. Wir haben sie gefunden nun sollten wir zusehen hier wegzukommen. Ich weiß nicht recht ob es nicht langsam zu gefährlich wird ständig herumzulaufen. So viele wie wir nun sind ist es besser ein Versteck aufzusuchen welches sicher ist. Mutter erwartet uns dort. Es wird ein etwas weiterer Weg. Vielleicht wäre es besser wenn du mit Thar fliegst. Cedric sah Wahn musternd an. Wieder hatte der junge Mann sein Gewicht etwas verlagert um nicht ganz auf dem verletzten Bein zu stehen.

Ich habe nicht vor noch eine Belastung zu sein. Damit komme ich schon klar. Kurz deutete er auf sein Bein dann aber zu Sailin. Sie müsste wohl eher bei Thar mitfliegen Bewusstlos läuft es sich schlecht. Wahn zuckte mit den Schultern. Aber du hast recht. Mit so vielen fallen wir sehr schnell auf.

Da Thar nicht in dem dichten Wald landen konnte lief die Gruppe wieder etwas aus dem Dickicht heraus. Kaum dort landete der Drache auch schon und bückte sich etwas. Thar konnte nicht soviele tragen und so wurde beschlossen das neben Sailin noch jemand auf dem Rücken des Wesens sass. Reynna wollte bei Nero bleiben. Lilith beschloss ebenfalls zu Fuß gehen zu wollen. Da Cedric die Richtung angeben musste waren nur noch Myst und Heath übrig. Nach einer heftigen Diskussion mit der Halbelfe gab sich der Dragoniker geschlagen und stieg auf den Rücken Thars. Cedric gab ihm vorsichtig die Hüterin hoch. Heath betrachtete die Frau etwas. Er hatte Sailin anders in Erinnerung. Diese grünen Haare kannte er von ihr nicht und sie war eindeutig erwachsener geworden.
Wir sind direkt über euch, sagte der Dragoniker während sich Thar wieder ganz aufrichtete. Ohne zu warten schwang sich das Wesen in die Lüfte. Kaum weiter oben setzte sich auch die Gruppe in Bewegung.
Es ist komisch, sagte Lilith nach einer ganzen Weile Fußmarsch zu Wahn. Die junge Frau lief etwas neben ihm. Ich habe nicht damit gerechnet dich hier zu sehen Lord. Die junge Frau sah kurz den Schwarzhaarigen an. Ich bin nie dazu gekommen es dir zu sagen. Danke das du mich damals aufgenommen hast. Lange Zeit hatte ich kein zuhause, doch in Midian und bei euch habe ich endlich eines gefunden gehabt.

Ich glaube niemand hat hier mit mir gerechnet meinte Wahn udn deutete ein Achselzucken an. Für jemanden bei dem man sagt er sei unsterblich bin ich doch ganz schön tot. Er grinste etwas wurde aber gleich wieder ernst. Midian war für solche Anliegen gedacht. Jenen ein zu Hause zu geben welche in der Geselltschaft keinen Platz finden. Besonders jene die einfach anders sind. Du warst eine gute Kriegerin Lilith udn es tat mir richtig weh als du gingst.

Lilith sah den Mann nun verwundert an. Wenn ich könnte würde ich nun rot anlaufen, meinte sie mit einem leichten Lächeln. Aber mein Teint lässt das gerade nicht so zu. Im Blick der jungen Frau machte sich nun Betroffenheit breit. Ich fühle mich wirklich geschmeichelt das von euch zu hören Lord. Und ich bin froh, das ich damals der Hüterin und euren Kindern helfen konnte. Ich bin nicht umsonst gestorben. Das war etwas was ich nie wollte. Lord?, fragte die Rothaarige dann aber plötzlich und schaute verwundert. Wieso bist du wieder normal? Also kein Dämon mehr? Das letzte Mal al ich dich sah warst du nur noch Anima.

Wahn wurde nun etwas langsamer wärend er erzählte. Ich bin nach wie vor kein Mensch, sondern immer noch Dämon reines Blutes. Oder besser verdorbenen Blutes. Letzten endes verlor ich die Kontrolle über mich und musste fort gehen. Mit der Zeit war ich darauf angewiesen es einfach unter Kontrolle zu bekommen und lernte auch diese Gestalt wieder anzunehmen. Von wahrer Gestalt und unwahrer kann man wohl nicht mehr reden.

Du bist das was du bist Lord und es steht dir gut, sagte Lilith und lächelte etwas. Deinen Freunden ist es egal was du bist. Und nicht nur ihnen. Die Hüterin liebt euch mehr als du dir vorstellen kannst. Die Rothaarige schaute kurz zum Himmel hoch. Wenn sie nicht gerade versucht hat sich selbst zu verletzten und wirres Zeug zu reden, dann sagte sie immer wieder eines zu mir. Lilith wand ihren Blick wieder zu Wahn. Sie war froh mit ihrem Handeln wenigstens etwas richtig gemacht zu haben. Dir zu helfen Lord. Zu wissen das du lebst und zusammen mit den Kindern bist, war für sie ein kleiner Halt.